Ein Jahr mit Volunta

Wo standen Sie zum Ende Ihrer Schulzeit? Gab es Umwege, Streckenänderungen?

Als ich in die 13.Klasse kam, hatte ich absolut keine Ahnung, was ich nach meinem Abitur mal beruflich machen wollte. Das Ziel, das ich die letzten Jahre verfolgt hatte, war so gut wie erreicht, aber was die Zeit danach anging, wusste ich nur eins: Ich muss raus aus meinem Dorf! Weit weg. Etwas von der Welt sehen. Also bewarb ich mich bei Volunta für einen Freiwilligendienst im Ausland und entschied mich, erst einmal auf einem beruflichen Gebiet zu bleiben, mit dem ich scheinbar schon Erfahrung hatte: Assistenz in einer Grundschule in Windhoek (Namibia). Seit meiner Konfirmation hatte ich für die Kirchengemeinde in meinem Dorf ehrenamtlich als Jugendleiterin Veranstaltungen mitorganisiert und durchgeführt, was mir auch immer viel Spaß gemacht hat. Mit Kindern hatte ich also bereits zu tun gehabt und die Institution Schule war auch nichts komplett Neues. Trotzdem war es natürlich eine riesige Herausforderung, völlig ohne pädagogische Ausbildung plötzlich auf der Seite zu stehen, die der anderen etwas beibringen soll. So lernten also nicht nur die Kinder, sondern vor allem auch ich selbst eine Menge während ich meinen Internationalen Jugendfreiwilligendienst absolvierte. Gegen Ende meines Auslandsjahres war ich zuerst noch kein Stück weitergekommen, was meine Zukunftspläne angeht. Als die Bewerbungsfrist für Unis immer näher rückte, begann ich, mich mit meinen Freund*innen darüber auszutauschen und recherchierte im Internet nach Studiengängen, die mir gefallen könnten. Dabei wurde mir klar, dass ich gerne weiterhin mit Menschen arbeiten möchte. Für eine Ausbildung fehlte mir die Orientierung. Mit einem Studium könnte ich die berufliche Entscheidung noch etwas hinauszögern. So bewarb ich mich für Erziehungswissenschaften, Grundschul-Lehramt, Soziale Arbeit und Tiermedizin und hoffte darauf, dass meine Entscheidung ganz von selbst mit den Zulassungs- und Ablehnungsbescheiden per Post kommt. Als ich dann einige Wochen später meinen Zulassungsbescheid für Soziale Arbeit: transnational in den Händen hielt, war meine Entscheidung wie darauf gedruckt. Ein Studiengang, der mein Fernweh packte, weil er mich noch zwei Mal ins Ausland schickte, mir englische Module anbot (sodass das Heimweh nach Namibia etwas gelindert wird), dazu auch noch etwas mit der Arbeit mit und der Wissenschaft über Menschen zu tun hatte und im wunderschönen Frankfurt, nicht allzu weit weg von meiner Familie war…das ergab alles sehr viel Sinn. Außerdem zögerte die Aufnahme des Studiums wie gewünscht meine eigentliche Berufswahl hinaus. Denn als Sozialarbeiterin steht mir wortwörtlich die Welt offen. Die Bereiche, in die ich gehen kann sind unglaublich vielfältig und erlauben mir, mich auch nach Ende meines Studiums nicht wirklich festzulegen.

3. Was verändert sich mit einer beruflichen Tätigkeit?

Neben dem Studium auch zu arbeiten, finde ich super, weil so die theoretischen Grundlagen, die in der Uni behandelt und diskutiert werden, eine Gestalt annehmen. Während der Schulzeit habe ich mich oft gefragt, ob ich die Themen, die ich gerade lerne wohl irgendwann noch einmal brauchen werde und es stellte sich heraus, dass das bisher in den wenigsten Bereichen der Fall war. Dadurch, dass ich jetzt in sozialen Berufsfeldern arbeite, kann ich die Theorie direkt auf die Praxis beziehen, Konzepte wiederentdecken, und reflektieren, was hinter den Dingen steckt. Durch die Arbeit bekommt mein Studium mehr Sinn, ich habe das Ziel nicht entfernt vor Augen, sondern immer präsent, wofür ich das eigentlich gerade lerne.

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